Insel Brijuni

Heute ist kein schöner Tag. Es ist stark bewölkt, windig und sehr frisch. Nun gut, Mitte September kann man nicht jeden Tag Sonnenschein erwarten. Außerdem hat sich das schlechte Wetter schon am Vortag angekündigt. Der Jugo (Südwind) kam, das bedeutet schlechtes Wetter. Vorher war die Bora (Nordostwind), die immer schönes Wetter bringt. Ok, es wird ein Tag für einen Ausflug. Es ist naheliegend, dass, wenn man in Fažana, nördlich von Pula, Urlaub macht, die gegenüberliegende Insel Brijuni besucht. Wir machen uns auf den Weg zum kleinen Hafen, um uns Karten für die Überfahrt zu besorgen. Karten gekauft, das Stück für 35 Euro, nur für die Überfahrt. Man kann auch noch zusätzlich für den kleinen Traktorzug mit Führung buchen. Doch wir wollen die Insel auf eigene Faust erkunden. Wir fahren los. Die Überfahrt dauert ca. 15 Minuten. Auf dem Schiff ist es bitterkalt durch den Wind und ich bereue, dass ich keine wärmere Jacke mitgenommen habe. Wir kommen an und das Erste ist, rein in den ehemaligen Tito Palast auf einen Kaffee. Innen ist es so, wie es schon vor ca. 70 Jahren war. Alles noch original, die alten Sessel und Lampen, die Bar, nichts wurde verändert. Den Stil kann man nicht genau beschreiben, vielleicht als kommunistischen Prunk. Irgendwie faszinierend und unsympathisch zugleich. Jetzt schauen wir uns das kleine Museum an, das gleich neben dem Palast liegt. Es ist sehr interessant, der Tito war privat sehr egozentrisch, hatte es gern, wenn ihn berühmte Schauspieler besuchten, wie z. B. Elizabeth Taylor. Jetzt gehen wir zum Fahrradverleih und mieten uns zwei Räder. Wir haben die Wahl zwischen alten Rädern und ganz alten Rädern, beide ohne Gangschaltung. Wir starten los und möchten die ganze Insel umrunden. Nach kurzer Zeit stellen wir fest, wie wunderschön die Natur hier ist. Herrliche grüne Wiesen, wunderschöne Kiefernwälder. Kein Mensch weit und breit. Man hört nur die Stille und das Meeresrauschen. Es geht auch ständig eben dahin, somit hat sich die Gangschaltung erledigt. Unterwegs schauen wir uns die alten römischen Siedlungen an, schon in dieser Zeit war die Insel bewohnt. Und immer wieder schöne Wälder und Wiesen, wo Rehe weiden. Die meiste Zeit radeln wir am Meer entlang oder durch einen dichten Wald. Der Geruch vom Wald ist intensiv, wunderbar, dieser Waldsmog. Nach zwei Stunden Fahrt kommen wir wieder zum Tito Palast und warten auf das Schiff, das jede Stunde fährt. Es war wohl einer der schönsten Fahrradausflüge, die wir jemals gemacht haben. Und ich bin dankbar, dass das Wetter nicht gut war. Weil wir die Insel fast nur für uns alleine hatten.